Wie oft liest man in Firmenbroschüren und Imageanzeigen von einer „guten Unternehmenskommunikation“. Fast ebenso oft – fragt man dort beschäftigte Mitarbeiter – erweist sich dieser Wert als bloße Leerformel. Vielleicht, weil es gut klingt oder Sympathie für ein Unternehmen wecken soll, dem offenbar Nachwuchskräfte nicht die Tür einlaufen.
Dabei steht Kommunikation nicht für einen einzelnen Wert, sondern vereint ein Bündel an Werten, die richtig gelebt tatsächlich für ein gutes Betriebsklima und damit eine erfolgreiche Unternehmensperformance sorgen.
Nachfolgend habe ich ein paar dieser Werte herausgegriffen und möchte zu einer Unternehmenskultur anregen, die diese erkennt und lebt. Das gilt für die Führungsebene, dh vom Inhaber, Geschäftsführer oder Vorstand über die Hierarchieebenen bis zum Azubi und Werkstudenten. Im Ergebnis werden dergleichen gelebte Werte auch auf Außenstehende ausstrahlen, seien es gesuchte Mitarbeiter, Dienstleister, Kooperationspartner oder Kunden.
Welche Werte aber führen in Unternehmen zu einer guten Kommunikation?
Zum einen „Verständnis“. Das heißt, um mit Menschen in deren Welt zu kommunizieren, brauche ich Verständnis für das, was sie tun. Das aber wissen viele Kollegen voneinander nicht. Hier empfehle ich eine aller zwei Monate stattfindende, freiwillige Veranstaltung, wo sich nacheinander die einzelnen Abteilungen vorstellen und die Teilnehmer einander beim anschließenden Umtrunk kennenlernen und austauschen können.
Dann „Achtung“ vor dem, was die anderen tun. Aber auch dafür müsste ich um deren Arbeit wissen. Die Idee dahinter ist: ich kann erst Achtung erfahren, wenn ich selbst Menschen achte. Ein Grundprinzip für jede Form von erwünschtem Umgang mit einem selbst.
Auch „Gemeinschaft“ sollte unter Kollegen zum täglichen Selbstverständnis zählen, denn sie alle arbeiten für ein Ziel. Nur welches ist das? Hier fehlt es oft an einem Leitbild, einem Sinn des Tuns, das die Firma vorgibt und vorleben sollte. Erst dann verstehen wir uns als Einheit, in der niemand gegen den anderen arbeitet, sondern alle gemeinsam zum Erhalt des Systems zusammenwirken.
„Vertrauen“ im Umgang mit anderen wäre ein wichtiges Schlagwort. Wenn ich allen anderen unterstelle, dass sie gegen mich oder das Unternehmen arbeiten, an einer Zusammenarbeit ebenso wenig interessiert sind wie an einer gegenseitigen Unterstützung und ich misstrauisch alles beäuge, was um mich herum geschieht, erzeuge ich Misstrauen und ein vergiftetes Arbeitsklima.
Auch wenn alle Welt davon spricht, bleibt „Achtsamkeit“ ein selten gelebtes Thema im zwischenmenschlichen Bereich von Unternehmen. Hier den Menschen hinter dem Kollegen zu sehen und dessen Befindlichkeiten bewusst wahrzunehmen, zu spüren, dass auch er oder sie Bedürfnisse hat und mein Wirken (= Kommunikation) aus seiner Welt heraus interpretiert, schafft Verstehen und Verständnis, auch ohne mit allem einverstanden sein zu müssen.
Die viel bemühte „Augenhöhe“ ist ein schönes Bild gegenseitigen Respekts, den sich zu verdienen die Aufgabe jedes Einzelnen ist. Der kann nicht vorgeschrieben, nur vorgelebt werden. Hier greift wieder der obige Punkt der Achtung, denn sobald ich weiß, was wer tut und erkenne, dass jeder seinen Beitrag leistet, damit ich meine Arbeit gut machen kann, respektiere ich dessen Arbeit und damit ihn oder sie leichter.
Wer, wenn nicht ich selbst kann und muss „Verantwortung“ für mein Tun übernehmen. Hier sehe ich eines der größten Defizite in Unternehmen. Führung heißt längst nicht mehr Verantwortung zu übernehmen. Die wird durchgereicht und erzeugt bei den zu Sündenböcken gemachten Kollegen Ohnmachtsgefühle, weil die Verlässlichkeit in die zumeist verantwortliche Führungskraft erschüttert wird. Das erzeugt eine Kultur der Leugnung, Tarnung und Täuschung und färbt direkt auf die Kommunikation ab bzw. bedingt obig erwähntes Misstrauen.
Stattdessen wäre eine gesunde „Fehlerkultur“ anzuregen, getreu dem Motto des IBM Gründers Watson: für Erfolg verdoppele deine Fehlerquote (um daraus zu lernen und dich weiterzuentwickeln). Eine solche Lernkultur würde vielen Angestellten sehr dabei helfen, entspannter und selbstbewusster ihrer Arbeit nachzugehen und offen über Abläufe, Mängel und Risiken zu sprechen.
Womit ich beim vorerst letzten Punkt bin, der „Offenheit“. Die bezieht sich nicht nur auf die Art der Kommunikation untereinander, sondern vorrangig auf die Kommunikation von oben nach unten. Solange im Unternehmen reaktiv gedacht, geführt und gearbeitet wird, ist ein konstruktives Miteinander fast unmöglich. Erst wenn Prozesse geplant und frühzeitig mit den Betroffenen kommuniziert werden, können Stress, Überforderung, Missverständnisse, Fehler und Frustration vermieden werden.
All das und vieles mehr trägt zur gegenseitigen Wertschätzung und damit zur besseren Kommunikation und einem entsprechend produktiven Betriebsklima bei, von dem alle profitieren. Vorausgesetzt, alle leben diese Prinzipien, vom Unternehmer angefangen. Das vermutlich größte Problem dabei steckt in den diversen Persönlichkeitsdefiziten Einzelner, die auf alle ausstrahlen und zu den bekannten Phänomen wie Frust, Lustlosigkeit, Verurteilungen und innerer Kündigung führen.
Dabei ist wichtig zu erkennen, dass es nicht die eine Wirklichkeit gibt. Es gibt keine Kommunikation, die aus sich heraus richtig oder falsch ist, sondern so viele Variationen wie es Menschen und Persönlichkeitsstrukturen gibt. Insoweit ist die Herausforderung, Modelle anzubieten, wie bewusste Kommunikation diese Unterschiede wahrnimmt und nutzt, dh Angebote an den Gegenüber zu machen statt Forderungen zu stellen. Will ich die Art, wie mit mir gesprochen wird, ändern, muss ich mich ändern. Das setzt aber ein hohes Bewusstsein voraus, für das es sich zu kommunizieren lohnt.
Im Ergebnis trägt die unternehmensinterne Kommunikation entscheidend zum Unternehmenserfolg bei und ist Teil der Wertschöpfung, so sie sich echten Werten verpflichtet fühlt. Wer es als Personalverantwortlicher gegenüber seinen Mitarbeitern aber an Wertschätzung fehlen lässt, entwertet die Firmenkultur und mindert damit den Unternehmenserfolg. Insoweit sind Personalverantwortliche entscheidend am Unternehmenserfolg beteiligt und sollten danach auch bewertet werden.